Husum und Wissenschaft

Forschen wie an der Universität

Husum bekommt ein Zentrum für alle Jugendlichen mit besonderem Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Fragestellungen.

SHZ, 01. Dez. 2017

Die Hermann-Tast-Schule wird Standort eines Forschungszentrums, das sie gemeinsam mit der Theodor-Storm-Schule betreiben wird. Die Eröffnung ist bereits im ersten Quartal des nächsten Jahres geplant. Details zu dem Projekt wurden kürzlich den Mitgliedern des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport vorgestellt, die daraufhin 60.000 Euro für den Umbau eines Raumes und die Laboreinrichtung freigaben. Das Land fördert die Einrichtung mit einem einmaligen Betrag in Höhe von 35.000 Euro, womit die Stadt unterm Strich 25.000 Euro tragen muss.

Jugendliche können dort über einen längeren Zeitraum eigenen Forschungsfragen nachgehen. Ganz ähnlich wie musikalisch oder sportlich begeisterte Kinder und Jugendliche überwiegend durch Vereine Zugang zu speziellen Förderzentren erhalten, soll dieses Zentrum mathematisch-naturwissenschaftlichen Talenten Raum für ihre Entwicklung bieten.

Es wird Teil eines landesweiten Netzes solcher Einrichtungen an fünf Standorten. Geknüpft wird es vom Land Schleswig-Holstein, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) und der Joachim-Herz-Stiftung (JHS). Zusammen mit der Kieler Forschungswerkstatt soll dieses innovative und sichtbare Netzwerk zunächst zehn Jahre gefördert werden.

„In einem Flächenland wie Schleswig-Holstein müssen dezentral tragfähige Strukturen geschaffen werden, um talentierte Jugendliche optimal zu fördern“, betont Prof. Dr. Ilka Parchmann, Direktorin am IPN und Vize-Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität.

Das Bildungsministerium unterstützt das neue Netzwerk mit zwei Planstellen. Es bezeichnet diese Kooperation als eine sehr gute Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten zur MINT-Förderung an den Schulen. Das Land unterstützt ferner die Einbindung von Schulen und den weiteren Hochschulen Schleswig-Holsteins in das Projekt. Außerdem ist der Aufbau einer Internet-Plattform beabsichtigt, auf der Lern- und Lehrmaterialien sowie Impulse für die weitere Arbeit frei zur Verfügung gestellt, aber auch Schülerergebnisse präsentiert werden können. Sichtbares Zeichen dafür, dass das Forschungszentrum an der Hermann-Tast-Schule auch anderen Schulen offen steht, ist ein separater Eingangsbereich – abseits des regulären Schulbetriebs.

Obwohl das Labor noch nicht eingerichtet ist, gibt es schon ein erstes gemeinsames Projekt: „Wir haben einen Autoschlüssel verlegt und nicht wiedergefunden“, erläutert Theresa Belz (18). „Da kamen wir auf die Idee, einen GPS-Chip zu entwickeln, mit dem Gegenstände mittels einer individualisierten App mit einem Meter Genauigkeit geortet und so wiedergefunden werden können – und zwar in jedem Teil der Welt, wo eine Verbindung zum Internet möglich ist.“ Zusammen mit ihrer TSS-Mitschülerin Nina Schwarz (17) und HTS-Schüler Thore Koritzius (18) wurde ein Prototyp gebaut, betreut von den Lehrern Thomas Adler (HTS) und Dr. Jesko Oestergard (TSS). „Noch etwas groß, aber der lässt sich industriell verkleinern“, sind sich die Zwölftklässler sicher. Und hoffen auf einen Preis beim Wettbewerb „Jugend forscht“: Denn da ist ihr Projekt auch schon angemeldet.

Autor: HN, AX

Thore Koritzius, Theresa Belz und Nina Schwarz (vorn, v.l.) zeigen ihr Projekt Thomas Adler und Jesko Oestergard (hinten, v.l.). Im Hintergrund eine Ansicht des künftigen Labors. Foto: sp
Menschen des Jahres 2017

Sprachrohr für den Nachwuchs

Der 17-jährige Gunnar Jensen setzt sich in seiner Freizeit dafür ein, dass auch Kinder und Jugendliche von den Kommunalpolitikern gehört werden.

SHZ 21. Nov. 2017

Norstedt

„Also von mir hat er das nicht“, sagt Frank Jensen grinsend und schaut zu seinem Sohn Gunnar herüber. Der grinst zurück. 17 Jahre ist Gunnar Jensen jung und steht schon voll im politischen Leben. Seit seinem zwölften Lebensjahr setzt sich der Norstedter für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der kommunalpolitischen Arbeit ein – und das mit viel Leidenschaft und Ehrgeiz. Seit 2013 ist er Vorsitzender des Jugendgemeinderats (JGR) in Norstedt, seit 2014 steht er dem Jugendamtsausschuss im Amt Viöl vor. Regelmäßig nimmt er an den Sitzungen verschiedener Gremien teil, reicht Anträge ein und macht, so oft es geht, mit stichhaltigen Argumenten von seinem Rederecht Gebrauch. Das hat ihm inzwischen viel Respekt eingebracht. Im Amt Viöl ist es mittlerweile selbstverständlich geworden, die Meinung des JGR zu allen wichtigen Punkten einzuholen.

Am Anfang dachte ich noch, das sind kindliche, naive Ideen. Das legt sich bestimmt wieder“, erklärt Gunnar Jensens Mutter Dörte. Sie habe mit zwölf noch mit Puppen gespielt. Politik sei gar kein Thema gewesen. „Später merkten wir, dass er das sehr ernst nimmt und seine Ideen verwirklichen möchte“, sagt sie.

Alles begann damit, dass 2013 die Gemeinden Norstedt, Haselund, Löwenstedt und Sollwitt eine Entwicklungsstudie erstellt haben. Zusammen mit zwei Freunden nahm Gunnar an einer Jugendwerkstatt teil. Dem Trio kam die Idee, auch eine Jugendvertretung in ihrem Dorf zu installieren. Sie organisierten eine Informationsveranstaltung und schafften es, einen neunköpfigen Jugendgemeinderat ins Leben zu rufen. Auch die beiden Freunde von damals sind noch immer dabei. Lars Kniese ist zweiter Vorsitzender, Gönna Carstensen die Kassenwartin.

Gunnar besucht die Theodor-Storm-Schule in Husum. Seine Lieblingsfächer sind Mathe und Wirtschaft/Politik. 2019 steht das Abi an. Bei der Frage, ob sich denn all die Sitzungen mit der Schule vereinbaren lassen, winkt der 17-Jährige ab. „Die Veranstaltungen sind doch meist abends, das geht gut.“ Sich für die Interessen Gleichaltriger einzusetzen, das liegt ihm irgendwie. Er ist Klassen- und Jahrgangsprecher. „Das hat sich einfach so ergeben“, sagt er achselzuckend. Und Hobbys gibt es natürlich auch. Musik steht da ganz oben. Gunnar spielt Trompete im Feuerwehr-Musikzug Viöl und in der Big Band seiner Schule.

In seinem Zimmer hängen keine Fanposter, sondern ein Plakat für die Wahlen zur Bildung von Kinder- und Jugendvertretungen in Schleswig-Holsteins Kommunen. Auf dem Regal steht ein beleuchteter Globus. Landesweit sind die jungen Wähler zwischen sieben und 18 Jahren dazu aufgerufen, in der Woche vom 20. bis 27. November unter sich diejenigen zu wählen, die sich in ihren Heimatgemeinden für die Interessen der Gleichaltrigen einsetzen möchten. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren in rund 50 schleswig-holsteinischen Gemeinden Kinder- und Jugendbeiräte installiert.

Eine Identität für die Jugend in seiner Gemeinde

In Norstedt gibt es rund 450 Einwohner, darunter seien 60 bis 70 Kinder unter 18 Jahren. „Mit unserem Jugendgemeinderat wollen wir die Verbindung zwischen Jugend und Gemeinde herstellen und vor allem Identität stiften“, sagt Gunnar. Er würde sich wünschen, dass die Jugendlichen auch nach ihrer Ausbildung wieder in ihre Heimatgemeinde zurückkehren. „Ich möchte das Sprachrohr für die Jüngeren sein“, betont er.

Besonders stolz ist der 17-Jährige auf den Jugendtreff in Norstedt, der auf Initiative des Jugendgemeinderats aufgebaut wurde und von dem Gremium selbst verwaltet wird. „Er wird sehr gut angenommen, selbst aus Husum kommen Jugendliche in unseren Jugendtreff." Man sei sehr präsent, erklärt Gunnar. Der Jugendgemeinderat habe die Kinder und Jugendlichen immer im Blick. Der Rücken wird den Jugendlichen von Bürgermeister Volker Carstensen gestärkt. „Am Anfang war auch der ehemalige Bürgermeister Harry Thomsen, der leider verstorben ist, immer an unserer Seite. Wenn er wüsste, wie weit wir gekommen sind, wäre er bestimmt total stolz.“

Sprüche wie „Jugendliche beschäftigen sich nur noch mit ihrem Smartphone und interessieren sich keinen Deut dafür, was um sie herum passiert“, spornen den 17-Jährigen und seine Mitstreiter nur noch mehr an. „Das treibt uns an, das Gegenteil zu beweisen. Wenn wir uns zu unseren Sitzungen treffen, hat keiner das Mobiltelefon in der Hand.“

Autor: Patricia Wagner

Interreg Projekt
Die Schüler der 10f der Theodor-Storm-Schule stellten ihre Ideen vor. Foto: frr

Per App zueinander finden

Gemeinsam mit dänischen Schülern erarbeiteten Zehntklässler der Theodor-Storm-Schule Projekte für die deutsch-dänische Grenzregion.

SHZ 13. Nov. 2017

Was haben Jugendliche in der deutsch-dänischen Grenzregion gemeinsam und wie können sie durch diese Gemeinsamkeiten näher zueinander finden? Vereinfacht ging es in der Projektwoche der Klasse 10f der Theodor-Storm-Schule in der vergangenen Woche um diese Fragen. Gemeinsam mit Schülern der dänischen Partnerschule Fredericia Gymnasium erarbeiteten die Jugendlichen konkrete Projekte, wie so ein Miteinander gestaltet werden kann. Die Ergebnisse präsentierten sie am Freitag vor Mitschülern und Vertretern der Politik.

Die Ideen reichten von einem grenzübergreifenden Handballturnier in Flensburg, über ein deutsch-dänisches Musikfestival bis hin zu einer neuen App, mit der sich Deutsche und Dänen leichter kennenlernen können: „Die Dänen benutzen ja eher Facebook und wir Whatsapp“, erklärte eine Schülerin die neu erlernten kulturellen Unterschiede, „deshalb müsste man etwas entwickeln, was beide nutzen.“

Die Theodor-Storm-Schule ist eine von mehr als 29 Schulen in Schleswig-Holstein, die am Projekt Projekt „Deutsch-dänische Jugend gestaltet Zukunft“ teilnehmen. Finanziert wird dies durch Mittel der Europäischen Union im Rahmen der Interreg-Initiative, die sich für die Vernetzung innerhalb der europäischen Grenzregionen einsetzt.

Bei der Husumer Politik fand das Projekt Beifall: „Eure Ideen haben sicherlich Aussicht auf Erfolg“, erklärte Bürgervorsteher Peter Empen, nachdem die Schüler ihre Ideen präsentiert haben. Denn bei der reinen Theorie soll es nicht bleiben, findet auch Klassenlehrer Dennis von Rymon-Lipinski: An der Umsetzung des deutsch-dänischen Musikfestivals beispielsweise wolle man mit den Partnern am Gymnasium in Fredericia nun weiter arbeiten. Ohnehin lobte er den Verlauf der Projektwoche als ausgesprochen positiv: Seine Schüler hätten nicht nur an ihren Sprachfähigkeiten gearbeitet, sondern auch positive Aspekte über die Möglichkeiten und Chancen der europäischen Zusammenarbeit vermittelt bekommen, was in „kritischen Zeiten wie diesen“ essenziell sei.

Autor: Friederike Reußner

Ausstellung in der Bücherei
Foto HN

"Schriftwelten" in der Bücherei

SHZ 7. Nov 2017

„Schriftwelten“ ist der Titel einer Ausstellung, die bis zum 30. Januar in der Stadtbibliothek zu sehen ist. Sie zeigt 45 Bilder und Objekte, die das gedruckte Wort zum Thema haben und von Besuchern der Ferdinand-Tönnies-Schule, der Gemeinschaftsschule Husum Nord, der Hermann-Tast-Schule und der Theodor-Storm-Schule im Kunstunterricht geschaffen haben. „Ich freue mich sehr, dass wir diese Ausstellung mit so facettenreichen Arbeiten bei uns im Hause haben, die Unterschiedlichkeit der Objekte spricht für sich“, sagte die Leiterin der Stadtbibliothek, Susanne Luther-Feddersen, bei ihrer Begrüßung zur Eröffnung der Werkschau. Weitere Erläuterungen zu den Inhalten gaben Fenna Kaste (Foto, r.) und Victoria Neumann (2. v. r.) von der Theodor-Storm-Schule.

Autor: HN

Schulprojekt Kunst
Eine Woche lang arbeitete Fabian Vogler mit den TSS-Schülern. Foto HN

Von Idealbildern und Menschenwesen

In einer ungewöhnlichen Projektwoche arbeiteten Schülerinnen und Schüler der Husumer Theodor-Storm-Schule gemeinsam mit dem Künstler Fabian Vogler zum Thema Intersex.

SHZ 5. Nov. 2017

1908 wurde sie gefunden und nach ihrem Ausgrabungsort im niederösterreichen Willendorf benannt. Mittlerweile ist die „Venus von Willendorf“ im Naturhistorischen Museum der Hauptstadt Wien zu bestaunen: elf Zentimeter Kalkstein, rund 25 000 Jahre alt, extrem voluminös und sicher eine Art weibliches Idealbild der damaligen Zeit. Doch was würden Menschen entdecken, wenn sie in weiteren 25 000 Jahren auf Skulpturen der Gegenwart stießen und daraus Rückschlüsse auf das beziehungsweise die Menschbild(er) des frühen 21. Jahrhunderts ziehen sollten?

Eine Frage, der der Bargumer Künstler Fabian Vogler in dem Workshop „Liquid Gender“ (sinngemäß: fließende Geschlechtsübergänge) mit Schülern der Klassen 10 bis 12 an der Theodor-Storm-Schule nachgegangen ist. Die Hintergründe seiner Fragestellung sind aktuell und gesellschaftlich hochbrisant. Denn wovon ist hier die Rede? Sprechen wir von weiblichen und männlichen Idealbildern? Oder sind auch mischgeschlechtliche, vielleicht sogar geschlechtsunabhängige Vorstellungen denkbar?

Fabian Vogler beschäftigt diese Frage schon lange. Anfang nächsten Jahres will er ein Buch darüber veröffentlichen. Dazu hat er sich mit der Psychologin und Intersex-Expertin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Dr. Katinka Schweizer, zusammengetan. Auch sie forscht und arbeitet schon seit Jahren zum Thema und war mit einem Vortrag aktiv in das Schulprojekt eingebunden. Doch auch auf anderer Ebene haben Wissenschaft und Kunst in diesem Workshop zusammengefunden, denn unterstützt und finanziert wurde dieser von der Muthesius-Kunsthochschule in Kiel.

Unter Voglers und der Leitung ihrer TSS-Kunsterzieherin Dorothee Klose-Lehmann machten sich die 17 Schülerinnen und Schüler ans Werk, um der der Frage nachzugehen, ob und wie solche gesellschaftlichen Geschlechts-Entwürfe künstlerisch beschrieben werden können. Doch zunächst führte Katinka Schweizer die jungen Leute in das komplexe Thema ein. Bis zur siebten Entwicklungswoche verfügten alle Föten über beide, also männliche wie weibliche Anlagen, berichtete die Expertin aus Hamburg. Gleichwohl seien sich viele junge Leute auch in der Pubertät noch nicht sicher, was sie eigentlich sein wollen. „Und das ist auch gar nicht nötig“, wie Vogler im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich machte. Der vielseitig interessierte Künstler mag sich gar nicht ausmalen, was es mit einem jungen Menschen macht, wenn ihm in dieser schwierigen Entwicklungsphase mit Nachdruck angetragen wird, sich doch nun endlich mal zu entscheiden, was er oder sie sein will. Vogler spitzt den Gedanken zu: „So ein Eingriff ist aus meiner Sicht mit einer Verstümmelung vergleichbar.“

Auch dieser Punkt wurde in aller Behutsamkeit“ – mit den Schülern diskutiert. Ebenso die Frage, „warum wir das Dazwischen, den Ist-Zustand nicht einfach akzeptieren?“

In Deutschland, einem Vorreiter-Land beim Thema Intersex, wurde das Personenstandsgesetz 2013 dahingehend gerändert, dass bei einem Kind mit eindeutigem Geschlecht der Geschlechtseintrag weggelassen werden kann. Darüber hinaus gibt es Menschen, die dafür plädieren, die Kategorie „Geschlecht“ ganz aus dem Reisepass zu streichen. „Die gehört da nämlich genauso wenig hin wie ,Rasse‘ oder ,Religion‘“, sagt Vogler. Und überhaupt: „Was geht den Staat das Geschlecht an?“

Eine ganze Woche lang spürten die Schüler mit Gips, Bandagen, Ton und Alltagsmaterialien wie Silikonformen oder Styroporfiguren den Idealbildern unserer Zeit nach. Auch von seinen eigenen Arbeiten brachte Vogler einige mit und freut sich, „dass ich die Schüler am Ende abholen konnte: Das ist durchaus nicht selbstverständlich, wenn Schule auf Berufswelt trifft“. Den Workshop empfand er als inspirierend, „zumal alle sehr intensiv mitgearbeitet haben“ und am Ende eine Erkenntnis stand, die weit über den Schulalltag hinaus Bestand haben dürfte: In der Kunst ist die Trennung der Geschlechter schon überwunden. „Da gibt es nur noch Menschenwesen“, sagt Vogler.

Autor: Rüdiger Otto von Brocken

Schüleraustausch China

Zu Gast in China

Gegenbesuch nach dem Aufenthalt chinesischer Schüler in Husum: Eine zwölfköpfige Gruppe der Husumer Theodor-Storm-Schule reiste ins Reich der Mitte.

SHZ 10. Okt. 2017

Zum dritten Mal weilten Schülerinnen und Schüler der Theodor-Storm-Schule zum Klassenaustausch im Reich der Mitte: Zwölf Tage lang war die zwölfköpfige Gruppe unterwegs, besuchte die 7000 Kilometer entfernte chinesische Provinz Zhejiang, die Hauptstadt Beijing und die Große Mauer, um dann nach einer faszinierenden Reise durch die Ebene Ostchinas von Freunden in Longyou mit großer Freude empfangen zu werden. Denn diese Reise war ein Gegenbesuch: Im Juli waren chinesische Schüler der Longyou-Middle-School eine Woche lang in Husum zu Gast, wo sie sich mit dem deutschen Schulsystem vertraut machten und das Weltnaturerbe Wattenmeer sowie die nordfriesische Gelassenheit und Gastfreundschaft kennenlernen konnten.

Den in Gastfamilien untergebrachten deutschen Schülern wiederum wurde ein spannendes Programm mit vielerlei Attraktionen geboten. Von Konfuzianismus, Tempeln und Firmen – teils als deutsch-chinesische Joint-Ventures – bis hin zu beeindruckenden Landschaften voller kleinbäuerlicher Landwirtschaft mit Reis-, Gemüse und Zitrusfrüchteanbau erhielten die deutschen Schüler vielfältige Eindrücke der chinesischen Art zu leben und zu wirtschaften. Am wichtigsten aber war, dass aus Bekanntschaften Freundschaften wurden, und so kehrte die Gruppe mit einem neuen Verständnis für Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen zurück. Möglich gemacht wurde die Reise durch die finanzielle Unterstützung des Rotary-Clubs Husum.

Autor: hn

Gruppen in einem fernen Land. Foto: Theodor-Storm-Schule
Projektwoche in der Theodor-Storm-Schule : Storm und Luther im Fokus

Eine Woche lang sind unter anderem die beiden großen Deutschen ein Thema im Theodor-Storm-Gymnasium.

SHZ 14. Sep. 2017

Es ist immer schön zu sehen, mit welcher Begeisterung alle in so einer Woche bei der Sache sind“, sagt Sibylle Karschin, Leiterin der Theodor-Storm-Schule (TSS). Noch bis Freitag beschäftigen sich die Schüler der Jahrgänge sechs bis elf mit insgesamt 23 klassenübergreifenden Projekten. Und selbst die Sextaner der Jahrgangsstufe fünf sind dabei: „Am 14. September, dem 200. Geburtstag Theodor Storms, tragen sie in drei Gruppen an ausgewählten Stellen der Stadt Gedichte vor und verteilen kleine Schachteln, in denen Zettelchen mit weiteren Werken des Dichters liegen“, erläutert Lehrerin Claudia Mehnert. Dabei hofft sie auf besseres Wetter für das Vorhaben: „Um 7.45 Uhr haben wir noch eine Generalprobe und ab 9 Uhr wollen wir unterwegs sein – wenn es nicht gerade in Strömen gießt.“

Für die Teilnehmer am Planspiel Reformation ist die Witterung kein Faktor: In Gruppen beschäftigen sich die Schüler unter Leitung von Lehrerin Sabine Kallmeyer und Annika Scheel, einer Studentin der Universität Leipzig, mit dem Zeitalter Martin Luthers. „Die einzelnen Gruppen stellen die verschiedenen Akteure aus Politik und Gesellschaft der damaligen Zeit wie Katholische Kirche, Fürsten, Bauern, Händler, England, Frankreich, Spanien oder das Osmanische Reich dar und müssen miteinander interagieren“, erzählt Kallmeyer.

Die Gruppen besuchen einander in ihren Arbeitsräumen und besprechen den nächsten Zug in dem komplexen Spiel. „Wir sehen dann, ob die Schüler es genauso gemacht hätten wie die Menschen damals oder ob die Reformation möglicherweise gar nicht stattgefunden hätte.“ Auf einer großen Karte werden die Spielzüge vermerkt. „Gerade scheint es, als ob Karl V. als spanischer König einem Attentat der Osmanen zum Opfer fallen würde. Andererseits ist Luthers Bibel schon im Osmanischen Reich verteilt worden.“ Ein sehr spannendes Spiel, findet die 15-jährige Katharina Wieck: „Man bekommt die historischen Zusammenhänge vermittelt und kann sich trotzdem ausprobieren und kreativ sein.“

Kreativ sind auch die Schüler in der Projektgruppe des Bildhauers Fabian Vogler. Unter dem Motto „Geschlechterrollen in der Kunst“ entstehen Figuren aus Ton, Styropor oder Silikon: „Mann – Frau – Mensch“, so Vogler, „der Themenschwerpunkt ist Intersexualität.“ Die TSS hatte sich bei der Kieler Muthesius-Kunsthochschule um das Angebot im Rahmen der Aktion „Kunst-Hoch-Schule“ beworben und den Zuschlag bekommen.

Aus Flensburg kommt die Mini-Phänomenta. „Wir bauen hier 34 Exponate mit physikalischen Experimenten, die auch künftig an der Schule verbleiben“, berichtet David Kuhnert, Lehrer für Mathematik und Physik. Die Bausteine dafür seien für – gesponserte – 7100 Euro von der großen Phänomenta angekauft worden: „Vorgesägt und mit Fertigteilen, wir brauchen sie nur zusammenzusetzen.“ Allerdings mit rudimentärer Bauanleitung. Und die Bedeutung der Experimente ist gar nicht erklärt: „Das müssen die Schüler selbst herausfinden.“ Wie das Schall-Experiment, das die beiden Zwölfjährigen Finja und Tjerk ausprobieren. Finja schlägt mit einem Stock auf ein Plastikrohr, und Tjerk sollte in den angeschlossenen Trichtern eigentlich unterschiedliche Töne wahrnehmen. Tut er aber nicht: „Klingt irgendwie alles gleich“, sagt er.

Was in der Projektwoche alles geschaffen worden ist, können Eltern und Interessierte am 30. Oktober von 10 bis 12 Uhr in der TSS sehen.

Autor: Stefan Petersen

Annika Scheel (vorn) und Sabine Kallmeyer begutachten den Planspielverlauf. Katharina Wieck (2.v.r.) und andere Mitglieder der Händlergruppe schauen zu.

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